ELECTRONIC MEDIA & VISUAL ARTS

2009

Call for Papers

Museen, Bibliotheken und Archive sind die institutionellen Achsen der digital kodierten Überlieferung. Der Aufbau und die Verfügbarmachung elektronischer Repositorien erweist sich als ihre zentrale kultur- und forschungspolitische Herausforderung. Längst haben sich die klassischen Aufgaben der drei Erinnerungsinstitutionen gewandelt. Das Leitmedium Internet favorisiert neue Dienstleistungen und Services, die weit über das Sammeln und Bereitstellen des kulturellen Erbes in seiner künstlerischen, gedruckten oder beurkundeten Form hinausgehen.


Das Online-Angebot digitaler Faksimiles sprengt unwiderruflich die Mauern der Galerien und Lesesäle. Datenvernetzung und globale Kooperationen fördern fachliche wie wirtschaftliche Synergien. In den Museen entwickelt sich eine Kommunikationskultur der Hypermedien, die auf die veränderten Wahrnehmungserfahrungen des Publikums reagiert. Das Spektrum der Interaktionsmöglichkeiten reicht heute vom elektronischen Poster bis zum Aufbau immersiver virtueller Welten. Perfektionierte Simulationstechniken erhöhen das Erlebnispotential und stärken die Besucherbindung. Kontingente Sammlungsbestände wachsen darin zu einem universalen „Musee imaginaire“ zusammen, das innovative, individuelle Perspektiven ermöglicht und die transkulturellen Aspekte unserer Geschichte in den Fokus rücken kann. Aber auch neue kommerzielle und rechtliche Fragestellungen resultieren aus der Verbreiterung des Informationszugangs. Im Spannungsfeld zwischen Kommerz, Kultur und Wissenschaft sehen sich die Museen, Bibliotheken und Archive mit einem internationalen Informationsmarkt konfrontiert, der sich zwischen „Open Access“-Allianzen, dem legitimen Schutz des kreativen Urhebers und der Herausbildung neuer Informations-Oligopole einzupendeln sucht.


Um die Diskussion und vielleicht auch die Etablierung unterstützender Strukturen für die Kulturvermittlung anzuregen, stellt die Berliner EVA-Konferenz 2009 das Thema der hypermedialen Inszenierung und Präsentation in den Mittelpunkt. Ein Workshop wird in das Thema „Kunst und Technologie“ am Beispiel aktueller Projekte der Gegenwartskunst einführen. Am Konferenztag sowie in der sog. „Students‘ Session“ widmen sich dann mehrere Vorträge ausgewählten Beispielen des Interaktions- und Informationsdesigns. Technologische Trends des Social Web wie Twittern und Bloggen werden auf ihren Nutzen für die Kulturvermittlung hin befragt.


Dass wir daneben auch erfolgreichen Verbundlösungen, neuen Techniken der virtuellen Rekonstruktion, dem E-Commerce sowie den Neuen Märkten gebührenden Platz einräumen, ergibt sich aus der Tradition der EVA-Konferenzen. Sie sind das  ährliche Forum, das dem Fachpublikum Einblicke in neue praxisnahe Verfahren der Informationstechnik bietet. Seit der Ausrichtung der ersten EVA-Konferenz in London im Jahre 1990 stehen der Austausch und die Diskussion zwischen Repräsentanten der Kultureinrichtungen und den Entwicklern und Anbietern informationstechnischer Verfahren im Vordergrund. Die Vielfalt der Themen, die stetige Resonanz beim Publikum sowie nationale und regionale Schwerpunktsetzungen haben seither eine im europäischen Rahmen fest etablierte Serie von EVA-Konferenzen in London, Berlin, Florenz und Moskau begründet. In Berlin findet die Konferenz im Jahre 2009 nun zum 16. Mal statt.

Programm: Museum und Hypermedia

Moderation:

Markus Wabersky (Kunstprojekt ZentralLabor)

Beschreibung:

Die Gegenwartskunst reflektiert alle gesellschaftlichen Bereiche, eine direkte Auseinandersetzung mit den Zukunftstechnologien findet aber kaum statt. Das Kunstprojekt ZentralLabor will den Diskurs zwischen den Bereichen Kunst und Technologie fördern.

Kunst und Technologie werden direkt gegenübergestellt, Verbindungen aufgezeigt oder neu geschaffen. Damit spricht das Projekt nicht nur Kunstinteressierte, sondern auch Wissenschaftler und Techniker direkt an. Der interdisziplinäre Charakter des Themas kann außerdem neue Impulse bei Planung und Gestaltung von Museen und Ausstellungen fördern. Das ZentralLabor befindet sich in seiner Gründungsphase.

Der Workshop ist weder eine ausführliche Projektpräsentation noch ein wissenschaftlicher Vortrag, sondern sucht gezielt einen allgemeinen und multidimensionalen Diskurs zum Thema Kunst und Technologie. Die Teilnehmerzahl ist auf maximal 30 Personen begrenzt, alle Teilnehmer sind ausdrücklich aufgefordert, sich aktiv mit Diskussions- und Meinungsbeiträgen zu beteiligen.

Die nachfolgenden Künstler des ZentralLabors beteiligen sich ebenfalls aktiv an den Diskussionen und werden mit Live- und Videovorführungen inhaltliche Impulse geben.

Chemo-akustische Apparate und Installationen, Frequenz- und Klangexperimente, Puls- und Dampfmotoren

Bastiaan Maris

Physikalisch-technische Objekte und Installationen, Videoprojektionen, Computeranimationen, Film- und Bühnenbilder,
Fotograf und Kameramann, Filmemacher

Frank Blum

Lichtinstallationen, Kinetische Apparaturen, Elektro-, Hydro-, Opto-akustische Installationen

Jens Hikel

Moderation:

Prof. Dr. Ralf Böse (FH Schmalkalden)

Beschreibung:

Der Workshop fokussiert mit speziellen Lösungen auf das Spannungsfeld zwischen Kommerz, Kultur und Präsentation. Die Nutzung neuer Medien des WEB 2.0 stellt die Vermittler von Kulturgütern vor völlig neue Herausforderungen bei Angeboten und rechtlichen Fragen. Kunst und Kultur sind ein touristisches Aushängeschild für eine Stadt oder Region. Museen werden mit erheblichen Veränderungen sowie den steigenden Ansprüchen der Konsumenten und Besucher konfrontiert. Es ist die Aufgabe der Vermittler, Kulturerlebnisse immer wieder auf neue und interessante Weise anzubieten. Um diesem gerecht zu werden, bedingt es spezifischer Produktentwicklung. Interdisziplinäre Teams müssen die neuen Fragen aufgreifen und neue Ansätze erproben.

Diese Entwicklung beeinflusst in zunehmendem Maße auch die Verwaltung, Pflege und Verbreitung des kulturellen Erbes. Neue Medientechnologien bieten Lösungen für bestehende Probleme, sie eröffnen neue Möglichkeiten bei der Vermarktung, Präsentation und Wissensvermittlung. Anbieter können sich als Vorreiter im Bereich eines neuen Technologiefeldes präsentieren und durch moderne multimediale Angebote weitere Zielgruppen ansprechen. Sicher müssen auch erhebliche Investitionen getätigt werden, um den postulierten Ansprüchen gerecht werden zu können.

Wie können Museen, Sammlungen oder Archive Bildangebote an verschiedene Nutzergruppen generieren und neue Erlösquellen entwickeln?
Jörg Schmalfuß, Renate Förster (Stiftung Deutsches Technikmuseum, Berlin), Stefan Geiser (geiser consulting, Berlin)

Kultureinrichtungen und Museen als Orte crossmedialen Dialog Marketings
Dr. Stephan N. Barthelmess (Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Development Unit, Berlin)

Präsentations- und Marketingmöglichkeiten von Kulturgütern mit Hilfe von virtuellen Globen und 3D Präsentationen
Prof. Ralf Böse (FH Schmalkalden), Jens Büttner (Architekturbüro Bießmann+Büttner, Schmalkalden), Sabine Bischoff (4you2, Arnstadt)

Antenna Audios PentimentoTM – Das weltweit erste Kunst-App für Apples iPhone
Rosemarie Wirthmüller (Antenna Audio GmbH, Berlin)

9:30     ERÖFFNUNG 

Prof. Dr. Günther Schauerte (Stellv. Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin)

9:40     EINGELADENER VORTRAG

Manuscripta Mediaevalia – Erfassung und Präsentation eines Verbundkatalogs zu Buchhandschriften

Dr. Robert Giel (Staatsbibliothek zu Berlin)


10:10     Museum und Hypermedia – einige Anregungen als Perspektiven

Moderation: Dr. Harald Krämer (Universität Konstanz)

Design & Integrierte Multimediatechnik für die Mobilität eines Museums

Anton Mezhiborskiy, Stefan Schöbinger, Prof. Jürgen Sieck (HTW Berlin)

Blended Museum – Steigerung der Besuchererfahrungen durch Interaktions- und Informationsdesign
Daniel Klinkhammer (Universität Konstanz)

Garden of Memories – Story Telling with Digital Media in the Museum Environment
Thomas Duncan, Noel McCauley (Duncan McCauley Studio for Architecture and Digital Media, Berlin)

Rekontextualisierung von Kunstwerken im Internet durch Multimedia – lohnend oder nicht?
Christina Hemsley (Köln)

Die Leiden des jungen Twitter. Das (Un)behagen bei der Adaption technologischer Trends im Kulturbetrieb am Beispiel Microblogging
Simon A. Frank (Pädagogische Hochschule Ludwigsburg, Institut für Kulturmanagement)

Social Media Production in Cultural Heritage
Dr. Hans W. Giessen (Universität des Saarlandes, Saarbrücken)

14:30     DATENBANKEN UND ARCHIVE

Moderation: Dr. Andreas Bienert (Staatliche Museen zu Berlin)

HyperColumn: Säulen-Ordnung – Ein interaktives Bildnetzwerk als Werkzeug der Kunstgeschichte

Prof. Hubertus Günther (Universität Zürich), Susanne Schumacher (Zürcher Hochschule der Künste)

Die Datenbank des „Central Collecting Point München“
Dr. Angelika Enderlein (Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen, Berlin), Barbara Fichtl (Zuse Institut Berlin), Prof. Monika Flacke (Deutsches Historisches Museum, Berlin)

Vernetzte Archive: Das Gateway to Archives of Media Art (GAMA)
Gabriele Blome (Ludwig Boltzmann Institut Medien.Kunst.Forschung, Linz), Jürgen Enge (Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe), Andree Lüdtke (Universität Bremen)

Exploration of Digitalized Information Platform at the Beijing Capital Museum
Qi Qing Guo (Photography and Information Center, Capital Museum)

16:30     REKONSTRUKTION, BEWAHREN, ERHALTEN, LANGZEITBETRACHTUNGEN

Moderation: Dr. Alexander Geschke (Preservation Academy GmbH)

KEEP – EU-Projekt zur Nutzung der Emulation im Rahmen der Langzeitarchivierung

Andreas Lange, Winfried Bergmeyer (Computerspiele Museum im fjs e.V., Berlin)

Reconstruction of Torn Manuscripts/Notes: Preliminary Determination of Snippet Features
Florian Kleber, Markus Diem, Robert Sablatnig (Vienna University of Technology)

Die virtuelle Rekonstruktion mittelalterlicher Fassungen
Sybille Herkner (Universität Bamberg), Prof. Christian Barta (Hochschule Ansbach), Dr. Arnulf v. Ulmann (Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg)

Acquisition of 3D Coin Models and their Potential in Numismatic Research
Sebastian Zambanini¹, Mario Schlapke², Andreas Müller¹, Martin Kampel¹ (¹Vienna University of Technology, ²TU Ilmenau)

  • Web-basiertes Museumsmanagement-System easydb.museum
    Programmfabrik GmbH, Berlin

  • Klanganimierte Sparklines
    Bissantz & Company GmbH, Nürnberg

  • Multi-Touch Exponat und Mixed-Reality-Technologien für Museen, Ausstellungen und Science-Center
    [project: syntropy] GmbH, Magdeburg/Berlin

  • Interaktive Multimedia-Präsentationen
    bluelemon Interactive GmbH, Köln

  • SMart – ein System für die Verwaltung und Bereitstellung von Daten zu Ausstellungen, Veranstaltungen, Räumen, Ressourcen und weiteren Museumsinformationen
    Ing.-Büro Dr.-Ing. Jürgen Freundel, Ilmenau

  • Kunstprojekt ZentralLabor
    Markus Wabersky, Jens Hikel, Bastiaan Maris, Frank Blum

  • Garden of Memories – Story Telling with Digital Media in the Museum Environment
    Duncan McCauley Studio for Architecture and Digital Media, Berlin

  • Konzepte zur Wertschöpfung für Museen, Sammlungen und Archive: p4-systems Mediendatenbank und www.museumsbild.de
    geiser-consulting, Berlin

  • Professionelle High End Imaging-Systeme // Beratung, Planung und Betreuung von Fotografen, Fotostudios, Mediendienstleitern und Museen / Archiven
    XKONTOR MEDIA SUPPLIES, Seevetal / Hamburg

  • Digitale und analoge Archivierung – Mikrofilm- und Scantechnik
    E. Staude GmbH, Dresden

  • Magic Mirror – Spiegel in andere Welten
    Fachhochschule Schmalkalden

  • Interaktive 3D Webanwendungen im virtuellen Museum // Anwendung virtueller Globen // Klosterpuzzle – Ein interaktives Lernspiel in 3D
    4you2 SEHEN HÖREN TASTEN, Arnstadt

  • Allgemeines Künstlerlexikon
    DE GRUYTER, Berlin

  • SilverFast Multi-Exposure® – Verfahren zur Erhöhung des Dynamikumfangs von Scannern
    LaserSoft Imaging AG, Kiel

  • Barrierefreiheit 2.0 – Kulturelle Websites auf Barrierefreiheit testen
    BIT Design für Barrierefreie Informationstechnik GmbH, Hamburg

  • Flügel-Weg-Brücke. Bildung einer Digital Community
    Katja Gries, Dresden

  • Scannerkamera PENTACON Scan 6000 zur Digitalisierung in Museen und Archiven
    PENTACON GmbH Foto- und Feinwerktechnik, Dresden

  • Museumsmanagement-System robotron*daphne
    Robotron Datenbank-Software GmbH, Dresden

  • RecType – ein System zur Erkennung von Schreibmaschinendokumenten
    Gesellschaft zur Förderung angewandter Informatik e. V., Berlin

  • ISEE: accessing information through an 3D interactive environment
    Technische Universität Berlin

Wiedereröffnet: Das Neue Museum Berlin, ein Rundgang durch die Ausstellung
(Museumsinsel)

Ausklang und Gespräche bei einem kleinen Imbiss

Moderation:  Prof. Matthias Knaut & Prof. Jürgen Sieck (HTW Berlin)

Carpe Guide – ein barrierefreier, kontextsensitiver Multimedia-Guide für mobile Geräte
Eileen Kühn¹, Ronny Pflug¹, Maurus Rohrer¹, Peter Schmidt¹, Elisabeth Sieck&sup², Jürgen Sieck¹ (¹HTW Berlin, ²Humboldt-Universität zu Berlin)

Online Media as a Framework for Public Creative Engagement with Digital Culture
Violetta Dajanev (Loughborough University, Nottingham)

Magic Mirror – Bewegen in virtuellen Welten
Jan Stuth, Michael Rettig, Steven Schmidt (FH Schmalkalden)

Die digitale Wunderkammer – Kontextsensitiver Zugang zu multimedialen Datenarchiven
Michael Witt, Jürgen Sieck (HTW Berlin)

Klosterpuzzle – Ein interaktives Lernspiel in 3D
Martin Sell, Christopher Storch (FH Schmalkalden)

Moderation: Prof. Robert Sablatnig (TU Wien)

Zwei Jahre www.smb.museum/ikmk. Erfahrungsbericht und Perspektiven mit dem Interaktiven Katalog des Münzkabinetts
Dr.-Ing. Jürgen Freundel (Ing.-Büro, Ilmenau), Dr. Bernhard Weisser (SMB – Münzkabinett, Berlin)

Barrierefreiheit 2.0 – Neue Dimensionen der Barrierefreiheit in kulturellen Websites
Brigitte Bornemann (BIT Design für Barrierefreie Informationstechnik GmbH, Hamburg)

Neues Museum – Dokumentation der ergänzenden Wiederherstellung
Tomasz Tarczynski (tt-virtuals, Berlin), Christoffer Richartz (SMB – Besucherdienste, Berlin)

Demonstrator eines Semantischen Museumsportals für Berlin
Prof. Adrian Paschke, Radek Oldakowski (Freie Universität Berlin), Johannes Krug (x:hibit GmbH, Berlin)

Interaktion als Wundermittel? Vorteile (und Grenzen) nonlinearer Vermittlungsangebote im Museum – anhand von „best practice“-Beispielen
Roland Syndicus (bluelemon Interactive GmbH, Köln)