ELECTRONIC MEDIA & VISUAL ARTS

2007

Call for Papers

Bloggen, Taggen, Mashen – die BuzzWords des Jahres 2007 thematisieren Techniken, die sich unter dem Begriff des Web 2.0 subsumieren lassen. Damit verbindet sich die Idee kollaborativer und partizipativer Kommunikationsstrukturen, die den sozialen Austausch gegenüber der auktorialen Distribution des Wissens betont. Brechts Radiotheorie mit ihrem Anspruch, den reinen „Distributionsapparat“ in einen „Kommunikationsapparat“ zu transformieren, erscheint darin ebenso aufgehoben wie die Elektronische Agora als demokratisch emanzipatorisches Ideal früherer Grassroot Communities. Populäre Angebote wie Wikipedia, SecondLife, YouTube oder Flickr haben damit eine so beherrschende Marktdurchdringung erreicht, dass von einer Neuordnung der Medienlandschaft gesprochen werden kann. Für die Erinnerungsinstitutionen, die Archive, Bibliotheken und Museen, stellt sich diese Entwicklung als Chance und Herausforderung dar. Vom Einsatz der Web 2.0 Techniken erwarten einzelne Institutionen heute bereits maßgebliche Effekte in der verbesserten Personalisierung der Informationsvermittlung, der Besucherbindung und der zeitgemäßen Öffentlichkeitswirksamkeit. Kritische Sichtweisen wirken dagegen blass und antiquiert. Schnell wird der Vorwurf des Kulturpessimismus laut, wenn es um Gegenargumente wie Beiiebigkeit, Desinformation und mangelhaften Qualitätsanspruch geht. Um in dieser Diskussion eigene Positionierungen zu unterstützen, stellt die Berliner EVA Konferenz 2007 die Thematik in den Mittelpunkt. Ein Workshop wird die Auseinandersetzung mit den institutionellen Konsequenzen von Wikipedia, Social Tagging und Podcasting an konkreten Beispielen intensivieren. Am Konferenztag widmen sich mehrere Vorträge zu ausgewählten Anwendungen diesen Entwicklungen. Dass wir daneben auch neuen Techniken der veränderten visuellen und akustischen Kulturvermittlung sowie der automatisierten 2D und 3D Vermessung und Indexierung gebührenden Platz einräumen, ergibt sich aus der Tradition der EVAKonferenzen. Sie sind das jährliche Forum, auf dem wesentlich praxisnahe Verfahren der Informationstechnik dem Fachpublikum vorgestellt und vorgeschlagen werden.

Programm

Moderation:

Dr. Andreas Bienert (Staatliche Museen zu Berlin)
Dr. Thomas Tunsch (Staatliche Museen zu Berlin)

Beschreibung:

Seit der ersten Beschreibung des Begriffs ‘Web 2.0’ im Jahre 1995 – http://de.wikipedia.org/wiki/Web_2.0 – geht von der kollaborativen und personalisierten Kommunikation im Internet eine faszinierende Entwicklung aus. Neue Kulturtechniken des Bloggens und Mashens haben sich etabliert, Trendmedien des Podcastings (audio) und Vodcastings (video) durchsetzen wirksam den Massenmarkt, und partizipative Informationsstrukturen wie Wikipedia expandieren ungebremst selbst noch in die diffusen oder traditionell auktorialen Sektoren der Wissensgesellschaft hinein.

Auf der Grundlage offener Technologien der Web-Anwendungen sind mit den sogenannten communities zahllose Nutzergemeinschaften entstanden, die neue Formen der Mitwirkung bei der inhaltlichen Auseinandersetzung und vor allem bei der Aggregierung und Vernetzung relevanter Informationen hervorgebracht haben. Die Aktivitäten innerhalb dieser Nutzergruppen verändern zugleich die sozialen Strukturen, die ihrerseits auf die Ergebnisse des jeweiligen Projekts rückwirken. Bemerkenswert ist die Größe vieler sozialer Netze, die zugleich ihr Kapital darstellt. Dieses wächst – nach dem Reedschen Gesetz – http://de.wikipedia.org/wiki/Reedsches_Gesetz – exponentiell mit der Anzahl der Mitglieder.

Von Archiven, Bibliotheken und Museen werden diese neuen Erfahrungen heute oft nur in Ansätzen wahrgenommen. Der Workshop wird deshalb mit den Themen:

  • Podcasting (http://de.wikipedia.org/wiki/Podcasting),
  • Social Tagging (http://de.wikipedia.org/wiki/Social_Tagging) und
  • Wikis (http://de.wikipedia.org/wiki/Wiki)

drei Bereiche des Web 2.0 vorstellen, die vor allem für die Erinnerungsinstitutionen und für die Kulturvermittlung wichtig geworden sind. Erfahrungen der Teilnehmer sind dabei ebenso willkommen wie Fragen zu den konkreten Anwendungsmöglichkeiten. Es wird eine praktische Umsetzung im Zusammenhang mit dem „MuseumsWiki“ (http://museums.wikia.com) demonstriert.

WEB 2.0 / Wiki
Dr. Thomas Tunsch (Orientarchäologe und IT-Fachreferent, Staatliche Museen zu Berlin)

Social Tagging / Folksonomy:
Patrick Danowski (Dipl.-Informatiker, Staatsbibliothek zu Berlin)

Podcasting / Museum als Sender
Constanze Wicke (Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig)

Moderation:

Dr. Harald Krämer (dzt. Artcampus, Institut für Kunstgeschichte, Universität Bern)

Beschreibung:

Aus der Fülle an Projekten, die sich gegenwärtig vermehrt mit der Digitalisierung von Bild-Daten und mit deren Verwaltung und Vernetzung beschäftigen, wurden drei Projekte als beispielgebend ausgewählt.

Kürzlich wurde die interdisziplinäre Forschungsdatenbank des von der Humboldt-Universität und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften realisierten Projektes ‘Census of Antique Works of Art and Architecture Known in Renaissance’ (CENSUS) durch eine Neuanwendung ausgetauscht und steht seitdem ohne Zugangsbeschränkungen im Web allen Interessierten zur Verfügung. Mitarbeiter der Humboldt-Universität und der Programmfabrik berichten über den Projektverlauf und geben über die neuen Herausforderungen und deren gewählte Lösungen Auskunft.

Hinter dem Projekt ‘HyperImage’, dessen Zielsetzung die Entwicklung einer Web-basierten Arbeitsumgebung zur kollaborativen Arbeit an Bildkorpora ist, steht ein Verbund, der aus Humboldt-Universität Berlin und Leuphana-Universität Lüneburg und den Pilotanwendern HU Berlin, Museum für Naturkunde in Berlin und der LMU München besteht. Die Realisierung findet in Kooperation mit Bildarchiv Foto Marburg, Prometheus und Census statt.

‘Index-Browser’ hingegen ist in erster Linie ein aus Eingabe-Hilfe, Index-Suche und Bildbrowser bestehendes Werkzeug für den Einsatz in Bilddatenbanksystemen. Dem an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich entwickelten Programm liegen die speziellen Anforderungen nach einer visuell-intuitiven Suche von Bildern zugrunde.

In der Gegenüberstellung der ausgewählten Projekte zeigen sich Informations- und Administrations-Strategien im Umgang mit Bilddaten und deren Komplexität, die, von unterschiedlichen Fragestellungen ausgehend, zu exemplarischen Lösungen führten. Mit den Anwesenden werden Fragen künftiger Technologien, insbesondere der Besonderheiten der Verwaltung und Pflege von Bilddaten, Maßnahmen des Zugriffs mittels ‘Bildthesauri’ oder anderer Strategien, aber auch Fragen nach den urheberrechtlichen Beschränkungen diskutiert.

Census
PD Dr. Peter Seiler, Tatjana Bartsch M.A. (Humboldt-Universität zu Berlin), Martin Rode (Programmfabrik GmbH, Berlin)

HyperImage – Bildorientierte E-Science-Netzwerke
Christian Terstegge, Dr. Martin Warnke, Carmen Wedemeyer M.A. (Leuphana-Universität Lüneburg)

INDEX-Browser. Ein Werkzeug für den visuellen Bildgebrauch in Bilddatendatenbanken
Susanne Schumacher M.A. (Zürcher Hochschule der Künste)

9:30     ERÖFFNUNG

Dr. Moritz Wullen (Direktor der Kunstbibliothek – Staatliche Museen zu Berlin)

9:40     EINLEITUNGSVORTRAG

Die Gemäldegalerie Alte Meister Dresden in Second Life – Zur Nutzung neuer Medien als Instrument des Beziehungsmanagements
Dr. Andreas Henning (Staatliche Kunstsammlungen Dresden), Prof. Dr. Lutz Hagen (TU Dresden), Alexander Böttcher (Avantgarde Gesellschaft für Kommunikation, München)

10:20     VISUALISIEREN

Moderation: Dr. Andreas Bienert (Staatliche Museen zu Berlin)

Die Online-Ausstellungen der Florentiner Photothek – Konzeption und Realisierung
Dr. Costanza Caraffa, Dr. Brigitte Reineke (Kunsthistorisches Institut in Florenz – Max-Planck-Institut)

„Ornamental Prints“- Die Ornamentstichsammlung der Kunstbibliothek als digitales Bildgedächtnis
Dr. Moritz Wullen (Kunstbibliothek Berlin)

„Bilder deutscher Geschichte“ – Bilddigitalisierung und Bilddatenbank des Bundesarchivs
Martina Caspers (Bundesarchiv, Koblenz)

Entwurf und Implementierung multimodaler Stadtinformationssysteme am Beispiel des Multimediaguide „Berliner Orte Jüdischer Erinnerung“
Eileen Kühn, Matthias Prellwitz, Jürgen Sieck (Fachhochschule für Technik und Wirtschaft Berlin)

14:30     VERMITTELN

Moderation: Prof. Dr. Matthias Knaut (FHTW Berlin)

Artcampus 2007. Neue Lernkurse zu Architektur und Ikonographie
Dr. Harald Krämer (Universität Bern)

Multitasking – Synchronität als kulturelle Praxis. Ein Ausstellungs- und Tagungsprojekt zu einem Schlüsselphänomen zeitgenössischer Mediennutzung
Prof. Winfried Gerling (Universität Potsdam & FH Potsdam), Barbara Lauterbach (Neue Gesellschaft für Bildende Kunst, Berlin)

Multimedia-Touren in eigener Regie: Wie ermöglichen Redaktionssysteme die Bearbeitung und Aufbereitung museumseigener multimedialer Inhalte für den Besucher?
Rosemarie Wirthmüller (Antenna Audio GmbH, Berlin)

Schwerpunkte PDA-gestützter Besucherinformation dargestellt an 4 unterschiedlichen Praxisbeispielen
Markus Blanchebarbe (Eyeled GmbH, Saarbrücken)

16:30     INDEXIEREN UND VERMESSEN

Moderation: Prof. Dr. Gerd Stanke (GFaI, Berlin)

Hochaufgelöste 3-dimensionale Scan- und Print-Techniken in Kunst und Kultur, Archäologie und Paläontologie
Dr. Bernd Breuckmann (Breuckmann GmbH, Meersburg), Lóránd Bereczky (National Galery, Budapest, Hungaria), Zsofia Végvári (Tondo Bt, Budapest, Hungaria)

3D Reconstruction of Langweil Model of Prague: Data Acquisition
Vladimír Smutný1, Petr Prášek2, Petr Palatka2, Tomáš Pajdla1 (1Czech Technical University Prague, 2Neovision s.r.o., Prague)

2 Different Techniques of Scanning Cultural Heritage:    abgesagt
Close-Range-Scanning of 250 Clayfigurines in Xian, China
Laser-Scanning of 3.200 Dinosaur-Steps in Sucre, Bolivia

Josef Linsinger, Stefan Linsinger (DI Josef Linsinger ZT-GmbH, St. Johann, Österreich)


Automatic Image Annotation using Association Rules
Thorsten Hermes, Arne Jacobs (University of Bremen), Adalbert F.X. Wilhelm (Jacobs University, Bremen)

Führung durch die Ausstellung
Uli Richter. Eine Berliner Modegeschichte


Ausklang und Gespräche bei einem kleinen Imbiss

Moderation: Dr. James Hemsley (EVA Conferences International, UK), Professor Vito Cappellini (University of Florence, Italy)

Mobile Bestandserfassung für Museen, Archive und Bibliotheken
Dr. Michael Steinfels1, Dr. Alexander Geschke2, Dirk Zimmermann1
(1Steremat-CompART GmbH, Berlin, 2Preservation Academy GmbH, Leipzig )

Old photographs colarization based on extended distance transformation
Przemyslaw Lagodzinski, Bogdan Smolka (Silesian University of Technology, Gliwice, Poland)

Modeling structure of architectural artefacts – Polnische Kirche in Zielona Gora
Dr. Slawomir Nikiel (University of Zielona Góra, Poland)

E-Learning in der digitalen Bild- und Tonbearbeitung: Das Projekt Digitale Filmrestaurierung
Petra Tesch, Julia Wallmüller (Fachhochschule für Technik und Wirtschaft Berlin)

QVIZ – Query and Context Based Visualization of Time-spatial Cultural Dynamics
Fredrik Palm (Umeå University, Sweden)

The global digital archive of the Soprintendenza of Pompeii and the new Portal of Italian Culture by the Ministry of Culture – Scuola Normale di Pisa. Objectives and features
Prof. Benedetto Bendetti (Scuola Normale di Pisa, Italy)

TWIST – Tourism Wide Infrastructure supported by Satellite Technology
Valerio Corini (NEXT Ingegneria dei Sistemi S.p.A., Roma), Peter Benbow (ISO Software Systeme GmbH, Munich)

New EU Framework 7 Programme 2008 – 2012. Directions & Strategies in Culture & Technolgy
PANEL
EC speaker [to be confirmed]

NESTOR – Die Herausforderung der Langzeitarchivierung digitaler Ressourcen
Dr. Winfried Bergmeyer (Institut für Museumsforschung, Berlin)

Digital Asset Management – der effektive Umgang mit Mediendaten
Günther Gromke (CD Service Günther Gromke e. K., Leipzig)

Die digitale Edition der Matrikelbücher der Akademie der Bildenden Künste München – ein Projektbericht
Dr. Ruth Goebel (Düsseldorf), Dr. Birgit Jooss (Akademie der Bildenden Künste München)

Copyright Protection: from 2D to 3D Watermarking
Prof. Vito Cappellini, Roberto Caldelli, Francesca Uccheddu (University of Florence, Italy)